Da glaubten fast alle die Saison sei schon vorbei. Doch für die Herren gingen nicht nur in der Relegation in die Verlängerung. Auch der Bezirkspokal wurde erst jetzt im Mai durchgeführt. Zur Unzeit (aus Volleyballersicht) ist es gar nicht ganz einfach eine motivierte Mannschaft zusammen zu bekommen. Aus diesem Grund haben sich die Nauerder Herren entschlossen im Pokal mit einer gemischten Mannschaft anzutreten. Nein, nein - Mädels wurden nicht ausgeliehen - die Mischung fand zwischen 1. und 2. Herrenmannschaft statt. Eine schlagkräftige Mischung, wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte. 7 Söhne, 5 Väter und ein amtierender Großvater traten an um das Unmögliche Möglich zu machen.
Unmöglich war zunächst einmal, dass das Schiedsgericht von Eintracht Frankfurt nicht erschienen ist um das erste Spiel TG Naurod gegen Schwarz Weiß Wiesbaden zu pfeifen. Statt zu lamentieren, wurde kurz entschlossen ein gemischtes Schiedsgericht aus Naurod und Wiesbaden engagiert und akzeptiert. So kamen die Damen doch noch zum Zug.
Spielerisch brauchten die Nauerder Herren schon ein. bisschen, sich an die neuen Nachbarn (auf dem eigenen Feld) zu gewöhnen. Die Eingewöhungsphase wurde durch den Gegner etwas komfortabler als üblich gestaltet. Weil auch dieser - nach eigener Aussage - mit einer Rumpftruppe angetreten war, bedurfte es nicht immer einer spielerischen Überlegenheit um zu Punkten zu kommen. Man kann nicht sagen, dass das Spiel in dieser Phase niveaulos war - es hatte schon ein Niveau - ein niedriges halt.
So war es nicht völlig ungerecht, dass es nach 2 Sätzen 1 zu eins stand. Jedes Team hatte bis dahin einen Satz nicht verloren. Ab und zu blitzte dann im ein oder anderen Moment ein spielerisches Highlight durch. Vor allem im Block konnten immer wieder Akzente gesetzt werden. Auch der ein oder andere schnelle Ball durch die Mitte fand immer öfter das Ziel. Schwierig blieb es bei den Bällen nach außen. Es gelang zwar den Gegner das gesamte Spiel über im Unklaren zu halten, wo diese Bälle eigentlich hingestellt werden - blöderweise galt das aber auch für die eigenen Angreifer. Das Zuspiel erwies sich zwar als extrem flexibel (zu hoch, zu tief, zu weit, zu kurz, zu schnell, zu langsam), die Aussenangreifer fühlten sich damit aber zeitweise überfordert.
Vielleicht lag der Schlüssel zum Erfolg in der, trotz aller Widrigkeiten nicht kleinzukriegenden guten Stimmung. Die Mannschaft war stets in der Lage sich nach Grottenserien in kürzester Zeit wieder aufzurichten und sich über die gelungenen Aktionen zu freuen - statt sich über die misslungenen zu ärgern. So war es am Ende dann nicht unverdient, dass die letzten beiden Sätze nach Nauerd gingen, womit die Teilnahme am Bezirkspokalendspiel gesichert war.
Dort wartete als Gegner der TV Elz. Eine Mannschaft die in der Bezirksoberliga einen guten 5. Platz belegte und sich beim Einschlagen gleich einmal Respekt verschaffen wollte. Mann was haben die losgeballert - als wollten sie Löcher in unseren Hallenboden prügeln. Die waren ja auch noch ausgeruht, weil sie ihr Spiel gegen die Eintracht aus Frankfurt kampflos gewonnen hatten. Bange Blicke aus erschöpften Nauerder Augen waren die Folge. Aber jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden, der Ball ist rund und beim Volleyball kann man nie 1:0 gewinnen. Und ohne Annahme nutzen einem die besten Angreifer nix. Eine Weisheit, die Elz zwar nicht erfunden hat, im ersten Satz aber emsig umsetzte. Wenig Fehler, ein guter Block und vor allem druckvolle Aufschläge reichten um den ersten Satz nach Nauerd zu fahren. Irgendwie guckten alle etwas überrascht - die Elzer sicher ein bisschen mehr als alle anderen in der Halle.
Der 2. Satz lief dann eigentlich ähnlich wie der Erste. Lange Zeit ausgeglichen, blöderweise machten dann aber die Hausherren am Ende ein paar blöde Fehler, die dann zum Satzausgleich führten. Das muss dem Favoriten doch Sicherheit geben, oder ? Normal schon, aber was ist schon normal - in Nauerd? Völlig unbeeindruckt von einigen wenigen beindruckenden Angriffsschlägen des Gegners leisteten die Nauroder im 3. Satz nun auch spielerisch Widerstand auf gutes Niveau. Es wurde ein Kampf auf Augenhöhe bis die Elzer sich kurz vor Satzende eine längere Auszeit nahmen. Allerdings nicht neben dem Spielfeld, sondern mitten darauf. 4, 5 Punkte waren weg und damit der Satz in Naurod.
Und wieder wurde der nächste Satz (4.) zum Spiegelbild des vorhergehenden. Gutes Spiel auf ordentlichem Niveau, nur hatten dieses Mal die Elzer das bessere Ende für sich.
Und damit war eines klar, auch wenn es rational nicht zu erklären ist: Die Nordhälfte des Spielfeldes hatte an diesem Tag eine magische Wirkung. Alle Sätze, mit einer Ausnahme wurden dort gewonnen. Mit Spannung wurde deshalb die Auslosung der Seitenwahl für den Tiebreak erwartet. Dort wurden die Nauerder vom Glück verlassen: Elz gewann. Doch die waren plötzlich vom gesunden Menschenverstand verlassen: Sie wählten tatsächlich die Nordseite. Hatten sie vergessen, dass nach 8 Punkten die Seiten gewechselt werden? Waren sie von allen guten Geistern verlassen? Wir werden es nie erfahren. Aber allen Anwesenden war völlig klar - diesen Tiebreak muss man nicht mehr ausspielen - das Ergebnis ist völlig klar - Naurod kann das Spiel nicht mehr verlieren - Naurod wird das Spiel auf der Nordseite, der Gewinnerseite beenden.
Ok, zu Beginn des Tiebreaks legten die Elzer los wie die Feuerwehr: 5:1, 7:2, aber das war ja keine Kunst - auf der Nordseite. Und dahin kamen ja dann die Nauerder beim 8:4 für Elz. 8:5, 8:6, geht doch, 9:6, 10:6, upps was ist mit der magischen Wirkung?, 10:7, 10:8, ahh, konnte ja gar nicht anders sein, 11:8, 12:8, verdammt wo ist Miraculix? Ah der steht an der Angabe 12:9, 12:10, 12:11, 12:12, 12:13 12:14, konnte ja eigentlich gar nicht anders laufen. Upps 13:14, 14:14, 15:14, sollte die Magie eine Auszeit nehmen? 15:15, 15:16, 15:17 - Es gibt halt Naturgesetze die man nicht brechen kann. Natürlich gewinnt die Nordseite, äh die Nauerder und holen damit den ersten Titel der Saison nach Naurod.